Interaktive Massnahmen iM JUSTIZVOLLZUG

Interaktive Maßnahmen im Justizvollzug eröffnen Inhaftierten einen geschützten Raum, um neue Perspektiven auf ihr Handeln zu gewinnen und alltagsnahe Kompetenzen zu stärken. Unsere Formate binden die Gruppe aktiv ein. In szenischen Übungen, fallbasierten Gesprächen und praxisorientierten Aufgaben arbeiten die Inhaftierten an Verantwortung, Grenzen, Deeskalation und respektvoller Kommunikation. Der Schwerpunkt liegt auf Reflexion, Problemlösen und dem konkreten Transfer in den Alltag. So entstehen greifbare Schritte hin zu mehr Selbstwirksamkeit, Konfliktfähigkeit und gelingender Resozialisierung.

Peer-to-Peer

Unser Peer-Ansatz ermöglicht es uns, Inhaftierten auf Augenhöhe zu begegnen, indem wir auf ähnliche Erfahrungen, Bedürfnisse und Herausforderungen zurückgreifen und so einen sicheren Raum gegenseitigen Verständnisses schaffen.

Präventiv & Interventiv

Wir arbeiten präventiv und interventiv. Somit können wir Probleme frühzeitig identifizieren und vermeiden, bevor sie auftreten, aber auch bereits bestehende Herausforderungen effektiv und nachhaltig angehen.

Für alle Vollzugsformen geeignet

Unsere Arbeit ist so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen und Interessen von Inhaftierten verschiedener Altersgruppen gerecht wird und auf ihre Situation passgenau abgestimmt ist.

Wertneutral

Wir fördern eine offene Diskussion und einen konstruktiven Dialog, in dem unterschiedliche Meinungen und Perspektiven respektiert werden. Wir möchten Menschen dazu ermutigen, kritisch zu denken und ihre eigenen Überzeugungen zu entwickeln, indem sie sich mit verschiedenen Positionen auseinandersetzen und ihre eigene Meinung bilden.

Zwischen Druck und fehlender Ordnung

Im Strafvollzug treffen enge Räume, unterschiedliche Biografien und hoher Druck aufeinander. Viele Inhaftierte bringen belastende Erfahrungen und instabile Routinen mit, während Unsicherheit über Verfahren, Beziehungen und Zukunftspläne zusätzlich stresst. Konflikte entstehen schnell, eskalieren leicht und werden durch fehlende, geschützte Zeitfenster für ehrliche Gespräche verstärkt. Was häufig fehlt, ist ein Ort, an dem ohne Gesichtsverlust innere Ordnung möglich wird: Haltung prüfen, Werte klären, Gefühle benennen, Auslöser verstehen.

Klarer Rahmen statt Chaos

Gefragt ist ein klar strukturierter, verlässlicher Rahmen, der Überforderung reduziert und Sicherheit im Alltag schafft. Ein Raum, in dem Menschen im Vollzug ihre Widerstandskraft stärken, persönliche Grenzen definieren und ein tragfähiges Selbstbild entwickeln—bezogen auf konkrete Situationen im Haus. Ebenso braucht es die Brücke nach draußen: Wie lassen sich geklärte Werte und hilfreiche Routinen so verankern, dass sie nach der Entlassung im Umgang mit Familie, Arbeit und Auflagen tatsächlich tragen? Kurz: Ruhe, Klarheit und Struktur, damit innere Haltung belastbare Praxis wird.

Innere Haltung, äußere Stabilität

Wir schaffen solche Reflexionsräume: ruhig, respektvoll, strukturiert. Im Zentrum stehen Haltung und Werte—Erfahrungen einordnen, Auslöser erkennen, Sprache für Gefühle und Bedürfnisse finden und daraus stimmige Haltungen ableiten. So wachsen Selbstwahrnehmung, Selbstregulation und Verantwortungsübernahme. Ziel ist spürbare Wirkung im Alltag (Deeskalation, respektvolle Kommunikation, klare Grenzen) und Stabilität nach der Entlassung: ein Wertgerüst, das Entscheidungen leitet und Rückfallrisiken senkt—innen sortiert, außen wirksam.

AUSBRUCH NACH INNEN

„Ausbruch nach Innen“ ist der Projektname unseres reflektionsbasierten Angebots im Justizvollzug. Der Titel klingt paradox – und trifft den Kern: Gemeint ist der Schritt dorthin, wo das eigentliche Gefängnis sitzt. Nicht Beton, sondern Muster: ungeklärte Werte, alte Verletzungen, schnelle Trigger, Rollenbilder, die festhalten. Der Weg nach draußen beginnt damit, dieses Innere sichtbar zu machen und zu ordnen. In einem ruhigen, respektvollen Rahmen klären die Teilnehmenden, wofür sie stehen, welche Grenzen sie brauchen und wie sie unter Druck handlungsfähig bleiben. Wir arbeiten an einer Sprache für Gefühle und Bedürfnisse, die ohne Gesichtsverlust auskommt – klar, wertschätzend, deeskalierend. So entsteht Halt: Resilienz, Selbstregulation, Verantwortung.

Kern des Projekts sind strukturierte Feedbackschleifen: Zuerst werden Werte geklärt (Was ist mir wichtig? Woran erkenne ich das?), anschließend hinterfragt (Wo passt das noch nicht? Welche Auslöser bringen mich davon ab?), und schließlich Alternativen erarbeitet (Welche konkreten Verhaltensoptionen stehen mir statt der gewohnten Reaktion zur Verfügung?). Diese Schleifen verlaufen kurz, transparent und wiederholbar – vom ersten Impuls bis zur bewussten Entscheidung. Wir unterscheiden Impuls und Handlung, üben die Atempause statt Reflex, übersetzen Werte in Verhaltensanker für typische Situationen: ein Blick, ein Wort, ein Schritt zurück; wann benennen, wann abgrenzen, wann ruhig lassen.

Der zweite Schritt ist der Transfer. Was innen sortiert wird, muss im Alltag halten – drinnen wie draußen. Deshalb verbinden wir Haltungen mit praktischer Umsetzung: respektvolle Kommunikation im Haus, klare Grenzen in Gruppen, verantwortlicher Umgang mit Nähe und Distanz. Mit Blick auf die Zeit nach der Entlassung bleibt derselbe Kompass wirksam – in Beziehungen, bei Arbeitssuch und im Umgang mit Auflagen. Ziel ist nicht Makellosigkeit, sondern Verlässlichkeit: weniger Eskalation, mehr Orientierung, tragfähige Entscheidungen.

Durchführung & Standards: Das Projekt wird nach gängigen Standards des Strafvollzugs umgesetzt: vollständig offline, ohne elektronische Medien, mit klaren Abläufen, definierter Gruppengröße und dokumentationsarmen, aber strukturierten Reflexionssequenzen. Der Rahmen ist ruhig, sicher und transparent organisiert – passgenau zu Hausregeln und Sicherheitsvorgaben.

„Ausbruch nach Innen“ heißt: das Unsichtbare lösen, damit das Sichtbare sich ändert. Innen frei werden, damit draußen Freiheit gelingt.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl möglicher Themenschwerpunkte. Gern richten wir uns jedoch nach den individuellen Bedürfnissen Ihrer Einrichtung und entwickeln ein maßgeschneidertes Konzept – handgefertigt, praxisnah und abgestimmt auf Ihre spezifische Situation.

Themen

Antisemitismus

Bandenkriminalität

Gewalt

Homophobie

Islamismus

Mobbing

Rassismus

Sexismus

Dauer

Wir arbeiten in einzelnen Projektblöcken von 120–180 Minuten (2–3 Stunden). Jeder Block ist vollständig offline, dialog- und reflexionsbasiert und wird im laufenden Tagesablauf des Justizvollzugs verlässlich eingebettet. Pro Block arbeiten wir mit einer Gruppe in der vom Haus freigegebenen Größe; der Schwerpunkt wird vorab mit der Hausleitung abgestimmt. Bei Bedarf lassen sich mehrere Blöcke additiv planen (z. B. an aufeinanderfolgenden Tagen oder als kurze Reihe), bleiben aber in sich abgeschlossen, damit jeder Termin eigenständig wirkt.

KONSTELLATION

Für jede Durchführung setzen wir ein Team aus zwei Xtractorn ein – eine erfahrene Leitung und eine zweite Fachperson. Diese Struktur ermöglicht eine ruhige, verlässliche Moderation und eine Betreuung auf Augenhöhe. In Abstimmung mit der Hausleitung arbeiten wir mit der freigegebenen Gruppengröße (i. d. R. im kleineren bis mittleren zweistelligen Bereich), sodass alle Teilnehmenden ausreichend Zeit für Reflexion und Rückmeldung erhalten. Optional kann eine Fachkraft aus dem Strafvollzug (z. B. Sozialdienst/PD) zur Anbindung an Abläufe im Haus hinzukommen.

Ort

Ideal ist ein ruhiger, gut einsehbarer Raum ohne Durchgangsverkehr, in dem vertrauliche Gespräche möglich sind. Wir benötigen nur Stühle und ggf. Tische (Stuhlkreis reicht).

Vor- und Nachbereitung

Vor Beginn der Durchführung bitten wir um kurze Informationen zur Gruppensituation und zu besonderen Bedarfen (z. B. Sprache, Gesundheitsaspekte, aktuelle Spannungen). Die Abstimmung erfolgt mit der zuständigen Stelle im Haus (z. B. Sozialdienst/Stationsleitung/PD).

Am Ende jeder Durchführung gibt es eine strukturierte Reflexion: kurz mit den Teilnehmenden (Was war hilfreich? Was nehme ich mit?), anschließend eine Rückkopplung mit der Ansprechperson im Haus. So sichern wir Wirkung und sammeln Anregungen für die Zukunft.

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